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Namen

 

Ein langjähriger Kunde betritt den Laden. Wir sind ein kleiner Laden, wir kennen unsere Leute. Alle. Aber Heiliger Optikus, wie heißt der jetzt noch gleich? Vielleicht gibt er mir die Brille zum Putzen, dann kann ich, wenn die Modellnummer noch im Bügel lesbar ist, unauffällig in der Datenbank suchen. Vielleicht kommt aus einer grauen Zelle noch die Idee , das sei ein Kopf, der „Hermann“ heißt. Aber Hermann WIE? Meier, Anschütz, Berghammer?

 

 

 

Manchmal dämmert’s nach einer Weile, aber wenn gar nichts hilft, gibt es die Namens-Frage-Technik der langjährigen Mitarbeiterin: Lächeln und: „Würden Sie mir mit Ihrem Namen helfen? Sie sind so ein guter Kunde, ich müsste ihn eigentlich wissen. Aber Sie kennen das ja sicher, man behält eher die Namen der unangenehmen Zeitgenossen.“

 

Kaum jemand, der sich da nicht ein wenig geschmeichelt fühlte, Verständnis zeigte und seinen Namen offenbarte. Oft der Anfang einer feinen Unterhaltung über Namen, ihre Bedeutung, Herkunft, Schreibweisen, Verstümmelungen …

 

Schall und Rauch? Keineswegs, Namen sind kostbar – durch ihre Träger/-innen.

 

 

 

PS: Dieser individuelle Wert wurde mir besonders deutlich als eine junge Kundin heiratete und unbedingt ihren Geburtsnamen als Ehenamen haben wollte, damit der nicht aussterbe, denn sie sei die letzte in dieser Linie. Ihr Zukünftiger hatte einen sehr wohlklingenden viersilbigen Familiennamen, der an Holz und Wald denken ließ, sie hieß BECKER.

 

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